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Antriebslos im Job – Ursachen, Auswirkungen und Wege aus fehlender Motivation

In fast jedem Berufsleben gibt es Zeiten, in denen Motivation und Interesse an der Arbeit plötzlich oder aber auch schleichend über einen längeren Zeitraum verloren gehen. Die alltäglichen Aufgaben erscheinen mühsam, und es fällt schwer, Energie für neue Projekte aufzubringen. Obwohl wir die tägliche Arbeitsroutine durchlaufen, sind wir innerlich nicht wirklich am Arbeitsplatz „anwesend“. Wir werden zu einer Art Zombie. Das Phänomen wurde schon in den 1990er Jahren als Disengagement beschrieben. Eine aktuelle Umfrage der American Psychological Association zeigt interessante Ergebnisse: 31 % der befragten Arbeitnehmer sind emotional erschöpft, 26 % fühlen sich unmotiviert, 25 % verspüren den Wunsch, sich zurückzuziehen, und 19 % berichten von Reizbarkeit oder Wut gegenüber anderen Mitarbeitenden und der Kundschaft.

 

Fehlende Motivation im Arbeitsleben

Wir alle haben dieses Phänomen schon erlebt – sei es als Kunde, der auf desinteressierte Baristas und nicht hilfsbereite Menschen im Service trifft oder als Kollegin oder Vorgesetzter, der mit unterperformenden, apathischen Teammitgliedern zu kämpfen hat. Doch was passiert, wenn man selbst beginnt, sich bei der Arbeit unmotiviert zu fühlen? Disengagement ist nicht nur unangenehm zu erleben. Es kann auch zu selbstschädigendem Verhalten führen – Zynismus, sozialer Rückzug und erlernte Hilflosigkeit – die Menschen daran hindern, positive Veränderungen in ihrem Leben vorzunehmen.

Egal, ob Sie Teammitglied sind oder ein Team führen, Menschen auf jeder Ebene leiden unter dem Phänomen. Es ist jedoch möglich, Schritte zu unternehmen, um Ihre Motivation wiederzuerlangen bzw. aufrechtzuerhalten – selbst nach einer Phase tiefer Entfremdung und selbst in den eintönigsten Jobs. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Kreislauf der Distanzierung und Lähmung zu unterbrechen und das Gefühl der Handlungsfähigkeit wiederherzustellen. Nachfolgend beschreibe ich fünf wirksame Schritte, die Ihre Motivation wiederbeleben:

 

Schritte zur Wiederbelebung der Motivation

 

1. Erkennen und Aktivität

Der erste und wichtigste Schritt zur Wiederbelebung der Motivation ist Erkenntnis und ehrlichen Selbstreflexion. Es geht darum, sich bewusst darüber zu werden, dass Sie unmotiviert sind und dies nicht einfach eine vorübergehende Laune ist. Sie merken vielleicht, dass Sie morgens kaum aus dem Bett kommen, sich zur Arbeit schleppen und Ihre Aufgaben mit wenig bis gar keinem Enthusiasmus erledigen. Doch diese Erkenntnis geht tiefer: Sie müssen akzeptieren, dass sich etwas in Ihrem Inneren negativ verändert hat.

Diese Selbstreflexion erfordert Mut. Es bedeutet, sich einzugestehen, dass der aktuelle Zustand Ihrer Motivation nicht der Normalzustand ist und dass Handlungsbedarf besteht. Ein erster Schritt könnte sein, Tagebuch zu führen oder Notizen darüber zu machen, wann und warum Sie sich besonders unmotiviert fühlen. Gibt es bestimmte Aufgaben, die Ihnen schwerfallen, oder bestimmte Situationen, die Ihre Motivation beeinträchtigen? Vielleicht stellen Sie fest, dass Ihre Motivation im Laufe der Zeit allmählich abgenommen hat und dass es bestimmte Auslöser gibt, die diese Entwicklung verstärkt haben.

Sobald Sie die Ursachen Ihrer Motivationslosigkeit identifiziert haben, ist es wichtig, aktiv zu werden.

 

2. Loslösen

Wenn Sie sich in einem Zustand der Motivationslosigkeit befinden, ist es oft schwer, klar zu denken und hilfreiche Schritte zur Veränderung einzuleiten. Der zweite Schritt, das Loslösen, ist jedoch entscheidend, um eine neue Perspektive zu gewinnen und aus der Routine auszubrechen.

Sie sollten sich bewusst Zeit nehmen, um sich mental von der Arbeit zu distanzieren. Dies kann bedeuten, dass Sie versuchen, Ihre Gedanken von den täglichen Herausforderungen und Stressfaktoren am Arbeitsplatz abzulenken. Indem Sie sich einen Moment der Ruhe gönnen oder eine kurze Auszeit nehmen, können Sie Ihre Gedanken sammeln und die negativen Emotionen, die sich angesammelt haben, identifizieren und reflektieren.

Loslösen kann auch so aussehen, dass Sie am Ende eines Arbeitstages bewusst über das Gute nachdenken, das passiert ist, um die bedeutungsvollen Dinge zu reflektieren. Auf diese Weise können Sie den Tag positiv abschließen und mental von der Arbeit abschalten. Körperliche Aktivitäten wie Sport, Meditation oder Achtsamkeitsübungen sind ebenfalls hilfreich, um den Stress abzubauen und die Stimmung zu heben. Diese Momente der Selbstfürsorge sind essenziell, um die eigene mentale Gesundheit zu stärken und neue Energie für bevorstehende Aufgaben zu tanken.

Loslösen bedeutet auch, die Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Manchmal hilft es, sich vorzustellen, dass man einem Freund Ratschläge gibt oder die Situation aus der Sicht einer dritten Person betrachten. Dieser Perspektivwechsel kann helfen, die eigenen Ängste und Sorgen zu relativieren und neue Lösungsansätze zu finden.

 

3. Empathie und Mitgefühl

Empathie ist ein zentraler Aspekt auf dem Weg zur Wiederbelebung der Motivation, besonders wenn man sich in einem Zustand des Disengagement. Es geht darum, nicht nur Mitgefühl für andere zu zeigen, sondern auch für sich selbst.

Wenn Sie unmotiviert sind, beginnt Empathie mit Selbstfürsorge. Erinnern Sie sich daran, dass Ihre eigenen Gedanken und Gefühle wichtig sind und behandeln Sie sich selbst mit Freundlichkeit und Mitgefühl. Das ist der erste Schritt. Gleichzeitig hilft es, die Menschlichkeit in Ihren Kolleginnen und Kunden zu sehen, um Ihre eigene Selbstentfremdung zu bekämpfen. Fragen zu stellen und Interesse an den Perspektiven anderer helfen, sich mental engagieren und neue Einsichten zu gewinnen. Beziehungen zu Kolleginnen und Kollegen aufzubauen und Freundschaften zu pflegen, macht die Arbeit angenehmer und hilft, eine unterstützende Gemeinschaft zu schaffen. Anderen zu helfen, sei es im beruflichen oder persönlichen Kontext, gibt Ihnen ein Gefühl der Ermächtigung und steigert die Bedeutung Ihrer eigenen Arbeit.

 

4. Handeln

In diesem Schritt geht es darum, aktiv positive Veränderungen herbeizuführen und die eigene Motivation wiederzubeleben.

Handeln bedeutet, aktive Schritte zu unternehmen, um die Situation zu verbessern. Hierzu zählen insbesondere:

  1. Kleine, erreichbare Ziele setzen: Beginnen Sie mit kleinen Aufgaben oder Projekten, die Sie schnell abschließen können. Diese kleinen Erfolge können einen bedeutenden Einfluss auf Ihre Motivation haben und Ihnen das Gefühl geben, Fortschritte zu machen.
  2. Die Arbeitsroutine anpassen: Überprüfen Sie Ihre tägliche Arbeitsroutine und identifizieren Sie Möglichkeiten, diese interessanter und erfüllender zu gestalten. Dies könnte bedeuten, neue Arbeitsmethoden auszuprobieren, Aufgaben anders zu strukturieren oder Prioritäten neu zu setzen – soweit dies Ihr Arbeitsumfeld erlaubt.
  3. Aktivitäten und Hobbys: Aktivitäten außerhalb der Arbeit, sei es Sport, Kunst oder ehrenamtliches Engagement, können dazu beitragen, Ihren Antrieb zu beleben und Ihre Zufriedenheit im Allgemeinen zu steigern. Dies kann sich positiv auf Ihre Einstellung zur Arbeit auswirken und Ihnen helfen, mit mehr Energie und Enthusiasmus zurückzukehren.
  4. Job Crafting: Versuchen Sie, Ihren Arbeitsplatz aktiv nach Ihren Stärken und Interessen zu gestalten. Job Crafting bedeutet, dass Sie Ihre Aufgaben so anpassen, dass sie besser zu Ihren Fähigkeiten und Leidenschaften passen. Dies kann dazu beitragen, Ihre Motivation und Zufriedenheit im Job zu steigern, da Sie eine größere Sinnhaftigkeit in Ihrer Arbeit finden.

5. Reframing

Reframing bedeutet, die eigene Arbeitsidentität und die informellen Rollen, die Sie bei der Arbeit einnehmen, bewusst zu überprüfen. Oftmals können wir in einer Phase der Motivationslosigkeit dazu neigen, uns nur auf negativen Aspekte zu konzentrieren oder uns überfordert zu fühlen. Indem Sie jedoch Ihre Rolle bei der Arbeit aus einer neuen Perspektive betrachten, können positive Aspekte entdeckt und gestärkt werden. Dies könnte bedeuten, dass Sie z.B. über die spezifischen Fähigkeiten nachdenken, die Sie in das Team einbringen oder darüber, wie Sie durch Ihre Arbeit einen Beitrag zum größeren Unternehmensziel leisten. Diese Betrachtung kann helfen, eine tiefere Bedeutung und Motivation in der täglichen Arbeit und somit Ihre Arbeitsidentität zu finden.

Selbst wenn Ihr Job nicht ideal ist, können die beschriebenen Schritte helfen, sich wieder bei der Arbeit zu engagieren. Die Maßnahmen zur Wiederbelebung der Motivation umfassen Selbstreflexion, Loslösen, Empathie, aktives Handeln und Reframing. Diese Schritte fördern Ihre psychische Gesundheit und steigern Ihre berufliche Leistung, indem sie Ihnen ermöglichen, den Kreislauf der Distanzierung zu durchbrechen und Ihre Handlungsfähigkeit wiederherzustellen. Indem Sie sich aktiv mit Ihrer Arbeit auseinandersetzen und positive Veränderungen herbeiführen, können Sie Ihre eigene Motivation wiederbeleben und eine erfülltere, produktivere Arbeitszeit erleben. Dies führt nicht nur zu einer verbesserten beruflichen Zufriedenheit, sondern es bringt wieder mehr Ruhe und Zufriedenheit in Ihr Privatleben.

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