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Emotionale Bindung und Innere Kündigung – Was Führungskräfte und Organisationen tun können

Die Ergebnisse einer aktuellen Studie zeichnen ein klares Bild: Die emotionale Bindung von Führungskräften an Ihre Mitarbeitenden ist entscheidender denn je. In einer Zeit, in der das Wirtschaftswachstum gegen Null tendiert und die Arbeitgeber den Fachkräftemangel beklagen, steigt bei den Arbeitnehmenden nicht nur die Bereitschaft, den Job zu wechseln, sondern viele Beschäftigte haben bereits innerlich gekündigt.

Als ein maßgeblicher Faktor für diese innere Kündigung, so die Studie, wird eine fehlende gute Führung identifiziert. Dieses wiederum äußert sich in einer niedrigen emotionalen Bindung der Beschäftigten zu ihren Vorgesetzten und indirekt auch zu den Arbeitgebern. Erfahren Sie, welche Schritte sowohl Sie als Führungskraft als auch Ihre Organisation unternehmen können, um dem wachsenden Trend der emotionalen Distanz entgegenzuwirken.

 

Wechselbereitschaft, Innere Kündigung und Emotionale Bindung

Der aktuelle Gallup Engagement Index Deutschland 2023 zeigt, dass die Zahl der Arbeitnehmenden ohne emotionale Bindung an ihre Arbeit auf den höchsten Stand seit 2012 gestiegen ist. Alleine von 2021 bis 2023 ist ein Anstieg um fünf Prozentpunkten zu verzeichnen.

Ferner ergab die Untersuchung, dass 45% der Beschäftigen aktiv nach einem neuen Job suchen oder offen für neue Herausforderungen sind – also eine sehr hohe Wechselbereitschaft haben. Neben dem Mangel an Fachkräften stellt das, eine große Herausforderung für deutsche Unternehmen dar. Denn dieser Trend verursacht einen Produktivitätsverlust in Höhe von bis 167 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft. Die mit der hohen Wechselbereitschaft verbundene Fluktuation bedeutet für die Firmen, dass sie neue Mitarbeitende rekrutieren und einarbeiten müssen. Bis diese jedoch produktiv arbeiten können vergehen oft Monate. 

Um der Entwicklung der sich emotional entfremdenden Mitarbeitenden entgegenzuwirken, ist es daher vor allem wichtig, dass Führungskräfte die Bedeutung emotionaler Bindung verstehen und diese weiter aufbauen. Denn eine geringe emotionale Bindung der Mitarbeitenden zu den Vorgesetzten drückt sich gleichzeitig auch in einem sinkenden Vertrauen gegenüber dem Vorstand und der finanziellen Zukunft des Unternehmens insgesamt aus.

Darüber hinaus sind Unternehmen ebenso gefragt, durch den Aufbau einer auf Stärken basierenden Führungskultur, die Mitarbeiterbindung und -motivation zu verbessern.

 

Gute Führung, bessere Mitarbeiterbindung

Um der Inflation und steigende Lebenshaltungskosten entgegenzuwirken, stehen Unternehmen außer Gehaltserhöhungen wenig Instrumente zur Verfügung. Und für öffentliche Arbeitgeber ist selbst das Drehen an der Gehaltsschraube in nur sehr begrenztem Maße möglich. Studien zeigen jedoch, dass gute Führung und die damit einhergehende emotionale Bindung an die Führungskraft einer der effektivsten Maßnahmen ist, Mitarbeitende zu binden. Bei den Angestellten, die bereits innerlich gekündigt haben, ist das allerdings nur noch begrenzt möglich. Daher ist es wichtig, dass Führungsebene und Organisation als Ganzes frühzeitig aktiv werden.

Was können Sie als Führungskraft tun?

Das seit vielen Jahrzehnten bekannte Konzept der Emotionalen Intelligenz beinhaltet einige der Komponenten, die Sie als Führungskraft dabei unterstützen, eine stärkere emotionale Beziehung zu den Mitarbeitenden, dem Team aufzubauen. Darüber hinaus sind aber auch andere Aspekte von Bedeutung:

Verwenden Sie offene Kommunikation

Nehmen Sie sich Zeit für regelmäßige und offene Gespräche mit Ihren Mitarbeitenden. Dies ist entscheidend, um Vertrauen aufzubauen und eine Verbindung zu den Mitarbeitenden herzustellen. Sorgen Sie für einen offenen Austausch und hören Sie aktiv zu, wenn Sie ein Gespräch führen. Schaffen Sie dabei einen sicheren Raum für regelmäßiges Feedback der Mitarbeitenden. Diese müssen sich sicher sein können, dass ihr (mögliches negatives) Feedback nicht später im Arbeitsalltag zu Konsequenzen für ihre Karriere führt.

Zeigen Sie Einfühlungsvermögen

Versetzen Sie sich als Führungskraft in die Lage ihrer Mitarbeitenden, um deren Perspektiven und Bedürfnisse verstehen. Indem sie Empathie zeigen, können Sie eine tiefere Verbindung aufbauen. Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für Ihre Mitarbeitenden, auch wenn Zeit ein knappes Gut für Sie ist. Hören Sie genau hin, was und wie Ihnen etwas berichtet wird. Hören Sie auch zwischen den Zeilen hin und auf das, was nicht gesagt wird.

Drücken Sie Ihre Wertschätzung aus

Anerkennung und Wertschätzung für die Leistungen der Mitarbeitenden sind wichtige Faktoren für den Aufbau einer emotionale Bindung. Äußern Sie Lob und Dankbarkeit regelmäßig und aufrichtig. Seien Sie dabei gerecht und bevorzugen Sie keinen in Ihrem Team, denn dies kann wiederum dazu führen, dass sich andere ungleich behandelt fühlen und sich das Ziel des Bindungsaufbaus bei einer Kollegin zum Gegenteil bei einem anderen Kollegen entwickelt.

Setzen Sie objektiv erreichbare Ziele

Formulieren Sie realistische Ziele, die von den Mitarbeitenden erreicht werden können. Diese Ziele werden am besten am Jahresanfang gemeinsam formuliert. Unrealistische Ziele führen letztendlich zu einem Vertrauensverlust Ihnen gegenüber.

Artikulieren Sie Ihre Erwartungen und formulieren Sie Verantwortlichkeiten

Wenn Sie klare Erwartungen Ihrem Team gegenüber formulieren und ebenso Verantwortung klar zuordnen, führt dies zu einer Steigerung der emotionalen Bindung, indem es:

  • Klarheit und Transparenz der Arbeitsstruktur und -prozesse fördert
  • Frustration vermeidet
  • Verantwortungsbewusstsein und
  • das Vertrauen stärkt.

Stärken Sie den Teamgeist

Schaffen Sie Gelegenheit für gemeinsame Aktivitäten und Team-Events. Diese tragen dazu bei, den Zusammenhalt im gesamten Team zu stärken und eine positive Atmosphäre zu schaffen. So kann Vertrauen untereinander und nicht nur zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden wachsen.

Seien Sie authentisch

Ehrlichkeit und Authentizität sind wichtige Eigenschaften, um Vertrauen aufzubauen. Ihre Mitarbeitenden merken früher oder später, ob Sie sich treu bleiben und offen über ihre Gedanken, Herausforderungen und Erfahrungen sprechen oder ob dies eher als Maskerade wahrgenommen wird – und man Ihnen nicht glaubt bzw. vertraut.

Berücksichtigen Sie individuelle Bedürfnisse

Jeder Mitarbeitende ist einzigartig und hat individuelle Bedürfnisse und Präferenzen. Achten Sie darauf, diese zu berücksichtigen und individuelle Unterstützung anzubieten. Auch hier gilt, dass eine faire Behandlung aller Teammitglieder wichtig ist.

Entwicklungsmöglichkeiten bieten

Mitarbeitende fühlen sich stärker mit ihrer Arbeit und dem Arbeitgeber verbunden, wenn sie die Möglichkeit haben, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Führen Sie regelmäßig Gespräche mit Mitarbeitenden und entwerfen Sie gemeinsam unternehmensinterne Entwicklungsperspektiven für diese. Das Erstellen eines mittelfristigen Karriereplans für Beschäftigte stellt diese in den Mittelpunkt, drückt, neben den faktischen Entwicklungsphasen, auch Ihr berufliches Interesse an der Person aus und gibt ihr entsprechend persönliche (Planungs-)Sicherheit.

Vermutlich sind einige der oben genannten Eigenschaften und Maßnahmen schon vorhanden oder eingeführt, aber andere noch nicht. Es ist der individuelle Mix aus diesen verschiedenen Komponenten, der die emotionale Bindung der Mitarbeitenden steigert.

 

Maßnahmen der Organisationen

Eine der bedeutenden Maßnahmen, die ein Unternehmen zur Verbesserung der emotionalen Bindung der Mitarbeiter ergreifen kann, beschreibt das Konzept der Psychologischen Sicherheit in Unternehmen. Es bezieht sich darauf, dass Mitarbeitende sich sicher fühlen, ihre Gedanken, Ideen, Bedenken und Meinungen frei zu äußern, ohne Angst vor negativen Konsequenzen wie Kritik, Ablehnung oder Bestrafung haben zu müssen. Es ist eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit, in der sich Angestellte ermutigt fühlen, ihre Gedanken und Ideen zu teilen, auch wenn sie sich unsicher fühlen oder Fragen haben.

Komponenten der psychologischen Sicherheit, die helfen können, die emotionale Mitarbeiterbindung zu verbessern, überlappen mit denen, die bereits oben für Führungskräfte beschrieben sind. Wesentlich ist jedoch, dass das Unternehmen hinter diesen Maßnahmen steht. Denn auch hier ist die Authentizität von ausschlaggebender Bedeutung. Einige dieser Element aus Organisationssicht sind:

Offene Kommunikation

Mitarbeitenden sollten sich frei fühlen, ihre Gedanken und Ideen zu äußern, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Eine offene Kommunikationskultur fördert Vertrauen und Engagement.

Feedback-Kultur

Mitarbeiter sollten konstruktives Feedback erhalten, das ihre Ideen und Beiträge würdigt und Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigt, ohne sie abzuwerten oder zu demotivieren.

Fehlertoleranz

Eine Umgebung, die Fehler als Gelegenheit zur Verbesserung betrachtet und nicht als Grund zur Bestrafung, fördert das Vertrauen und die Bereitschaft der Mitarbeitenden, neue Ideen auszuprobieren und Risiken einzugehen.

Gleichberechtigung und Inclusion

Alle Mitarbeitenden sollten sich respektiert und wertgeschätzt fühlen, unabhängig von ihrer Position, Geschlecht, Ethnizität oder anderen Merkmalen. Eine inclusive Kultur stärkt das Zugehörigkeitsgefühl, die emotionale Bindung der Mitarbeitenden und wirkt sich positiv auf das ganze Unternehmen aus).

 

Wenn Führungskräfte und Organisationen erkennen, dass emotionale Bindung ein wesentlicher Faktor ist, um Mitarbeitende im Unternehmen zu binden und die beschriebenen Maßnahmen umsetzen, sorgen sie dafür, das Engagement, die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten und somit auch den Erfolg des Unternehmens kontinuierlich zu steigern.

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